Kinderkrankheiten – und wie man sie abwehrt

Kindergesundheit ein Thema, das Eltern in fast jedem Entwicklungsstadium ihrer Sprößlinge beschäftigt. Über kurz oder lang spielen dabei auch die klassischen Kinderkrankheiten eine Rolle. Um sie geht es in diesem Beitrag.

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Die häufigsten Kinderkrankheiten – eine Übersicht

Krankheiten gehören zu einem gesunden Aufwachsen dazu. Sie trainieren das Immunsystem und tragen dazu bei, dass Menschen langfristig nicht durch jede Belastung ernsthaft erkranken. Der Körper eines Erwachsenen ist im Alltag ständig mit einer Vielzahl von Viren und Bakterien konfrontiert, die im überwiegenden Teil unbemerkt abgewehrt werden.

Als „Kinderkrankheiten“ bezeichnet man eine Reihe von Infektionen, die so verbreitet und so stark ansteckend sind, dass die meisten Menschen bereits im Kindesalter damit infiziert werden. Es wäre aber falsch, Kinderkrankheiten für harmlos zu halten. Einige dieser Infektionen hatten bis in das 20. Jahrhundert hinein einen massiven Einfluss auf die Säuglingssterblichkeit. Ohne fachgerechte Behandlung sind sie bis heute gefährlich, teilweise auch für Erwachsene.

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Diphtherie ist eine meldepflichtige Krankheit, die durch das Gift bestimmter Bakterien ausgelöst wird. Die Übertragung erfolgt durch Schmier- und Tröpfcheninfektionen. Diphtherie verursacht meist vor allem im Hals und Rachen Beschwerden. Dazu gehören:

  • weißer, fest haftender Belag im Rachenraum
  • Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Heiserkeit
  • süßlich-fauliger Atemgeruch
  • geschwollene Lymphknoten
  • Fieber

Gelangen Erreger der Diphtherie in eine Wunde, können Vereiterungen, Schmerzen und Schwellungen der betroffenen Hautpartie die Folge sein. Im Blutkreislauf kann das Gift der Bakterien, die eine Diphtherie auslösen, Organe und Nerven schädigen. Eindeutig diagnostizieren lässt sich eine Diphtherie nur durch einen Abstrich. Behandelt wird die Diphtherie mit einem Antitoxin, also einem Stoff, der dem bakteriellen Gift entgegenwirkt. Zusätzlich kann ein Antibiotikum der Toxinbildung entgegenwirken.

Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt, schon im Säuglingsalter erstmals gegen Diphtherie zu impfen und den Schutz, sobald die Grundimmunisierung abgeschlossen ist, alle fünf bis zehn Jahre aufzufrischen. Durch die standardmäßigen Impfungen kommt Diphtherie in Deutschland nur noch selten vor, ausgerottet ist sie aber nicht.

Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit betrifft schwerpunktmäßig Kinder im Alter unter zehn Jahren. Die Ansteckung erfolgt durch Tröpfcheninfektion, Körperflüssigkeiten, Stuhl und kontaminierte Oberflächen. Charakteristisch sind die namengebenden roten Flecken am Mund, auf den Handflächen und Fußsohlen. Sie können sich auch am Gesäß, im Genitalbereich, an den Knien und den Ellenbogen zeigen. Sie jucken in der Regel nicht, bilden aber manchmal Blasen. Diese Blasen sind hochinfektiös, Vorsicht und Hygiene sind daher unbedingt geboten – insbesondere im Kontakt mit anderen Kindern. Erwachsene sind weniger gefährdet. Sie können die Erkrankung zwar bekommen, oft verläuft sie bei ihnen aber unbemerkt. Weitergeben können sie die Infektion allerdings trotzdem.

Die Hand-Mund-Fuß-Krankheit klingt in vielen Fällen nach fünf bis zwölf Tagen von alleine ab. Bis dahin gilt es, die Symptome zu behandeln – etwa durch Schmerzmittel in kindgerechter Dosierung. Salben mit Zinkoxid und Polidocanol können Linderung verschaffen, wenn Hautausschlag juckt. Zudem gibt es verschiedene Mundsalben und schmerzlindernde Halstabletten. Je nach Altersgruppe eignen sich unterschiedliche Präparate. Einen Überblick und eine qualifizierte Beratung dazu erhalten Sie in Ihrer Apotheke vor Ort.

Die Ernährung in dieser Zeit sollte aus milden Getränken und kühlen oder lauwarmen Speisen bestehen, die gut zu schlucken sind. Alles, was sauer, salzig oder scharf gewürzt ist, gehört jetzt nicht auf den Speiseplan. Beliebt ist Speiseeis: Das schmeckt den kleinen Patienten, kühlt den gereizten Mundbereich und sorgt auch bei sonstiger Appetitlosigkeit dafür, dass dem Körper Flüssigkeit und Kalorien zugeführt werden.

Der hoch ansteckende, für Neugeborene und Säuglinge lebensgefährliche Keuchhusten wird durch Bakterien ausgelöst, die sich per Tröpfcheninfektion verbreiten. Sie bilden im Körper des Patienten Giftstoffe, die die Schleimhaut der Atemwege schädigen.

Eine Keuchhusten-Infektion verläuft in drei Phasen. Während der ersten ein bis zwei Wochen zeigen sich nur leichte Erkältungssymptome, doch gerade in dieser unauffälligen Phase ist das Übertragungsrisiko am höchsten. Dann folgen etwa vier bis sechs Wochen mit teilweise krampfartigen Hustenanfällen, die bei Neugeborenen und Säuglingen zu Atemstillständen führen können. Erst ab der sechsten Woche, etwa bis zehn Wochen nach Beginn der Infektion, stellt sich durch ein Abklingen der Symptome Linderung ein.

Keuchhusten muss mit ärztlicher Hilfe therapiert werden. Bei Babys ist in der Regel eine stationäre Behandlung und Beobachtung nötig. Ein Antibiotikum kann die Weitergabe der Bakterien reduzieren und, frühzeitig eingesetzt, den Krankheitsverlauf lindern. Da Keuchhusten für kleine Kinder sehr gefährlich ist, empfiehlt die STIKO, Babys schon im Alter von zwei Monaten dagegen zu impfen. Im weiteren Verlauf der Kindheit und Jugend wird zu Auffrischungsimpfungen geraten, auch einmalig noch im Erwachsenenalter. Auch allen, die mit Neugeborenen im engen Kontakt sind, empfiehlt die STIKO eine Impfung gegen Keuchhusten – spätestens vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin.

Keuchhusten ist meldepflichtig. Erfolgt eine Behandlung mit Antibiotika, dürfen Erkrankte fünf Tage nach deren Beginn wieder Gemeinschaftseinrichtungen besuchen, ohne Antibiotika jedoch erst wieder drei Wochen nach Beginn des Hustens.

Masern werden durch Tröpfcheninfektion übertragen, der Erreger ist ein hochansteckendes Virus. In seltenen Fällen entwickelt sich aus der Maserninfektion eine Gehirnentzündung. Außerdem schwächt die Krankheit das Immunsystem so stark, dass es zu bakteriellen Superinfektionen kommen kann, etwa Mittelohrentzündung, Zahnfleischentzündung, Lungenentzündung oder eine Entzündung an der Hornhaut des Auges.
Ein üblicher Masernverlauf ohne zusätzliche Komplikationen zeigt in der Regel folgende Symptome:

  • Abgeschlagenheit und Müdigkeit
  • Kopf- und Bauchschmerzen
  • aufgedunsenes Gesicht
  • ausgeprägte Lichtscheu
  • Tränenfluss
  • trockener Husten
  • Schnupfen
  • Fieber um 39 Grad Celsius
  • weiße Beläge an der Mundschleimhaut
  • Ausschlag

Als wichtigste Kur gilt bei einer Maserninfektion die Bettruhe. Zusätzlich können die Symptome behandelt werden, etwa in Form von fiebersenkenden Mitteln. Mit Rücksicht auf die Lichtempfindlichkeit kann das Krankenzimmer abgedunkelt werden. Zur Vermeidung einer Maserninfektion empfiehlt die STIKO eine Schutzimpfung, die Babys im Alter von etwa einem Jahr verabreicht wird. Auch Erwachsene, die noch nicht an Masern erkrankt sind und deren Impfstatus unklar ist, können gegen Masern geimpft werden.

Durch Schleimhautkontakt und Tröpfcheninfektion kann Mumps sich ausbreiten, wobei die Inkubationszeit mit 12 bis 25 Tagen recht lang ist.
So äußert sich Mumps:

  • schmerzhafte Entzündung der Ohrspeicheldrüsen, verbunden mit „Hamsterbacken“ und abstehenden Ohrläppchen
  • Übelkeit
  • Fieber
  • Schmerzen im Bereich von Kopf, Hals und Ohren
  • Schmerzen beim Kauen, Schlucken, auch schon beim Öffnen des Mundes

Mumps wird symptombezogen behandelt – im Wesentlichen durch Fiebersenker. Nach etwa einer Woche bildet sich die schmerzhafte Schwellung meist zurück, aber nicht immer verläuft Mumps harmlos.
Mögliche Komplikationen beim Auftreten von Mumps:

  • Hirnhautentzündung
  • Schädigung des Hörnervs
  • Hodenentzündung mit möglicher Unfruchtbarkeit
  • Eierstockentzündung
  • Entzündung der Bauchspeicheldrüse

Um Infektionen von vornherein zu vermeiden, empfiehlt die STIKO die Impfung gegen Mumps im Babyalter, denn die Erkrankung kann eine Reihe von Schäden nach sich ziehen.

Die hochansteckenden Rötel-Viren übertragen sich durch Tröpfcheninfektionen. Eine Rötelinfektion kann sich durch folgende Symptome zeigen:

  • schmerzhafte Lymphknoten
  • vergrößerte Milz
  • Kopfschmerzen
  • leichtes Fieber
  • ein Ausschlag mit roten Knötchen, zunächst im Gesicht, später am ganzen Körper

Bei Kindern ist die Rötelerkrankung oft so unkompliziert, dass eine Behandlung der kleinen Patientinnen und Patienten nicht erforderlich ist. Die Gefahr der Röteln besteht jedoch, wenn eine Schwangere erkrankt: Dann kann ihr Ungeborenes Missbildungen an Herz, Gehirn, Auge und Ohr bekommen. Deswegen empfiehlt die STIKO die Rötelimpfung für Mädchen ab dem fortpflanzungsfähigen Alter.

Scharlach wird durch A-Streptokokken ausgelöst. Dabei handelte es sich um Bakterien, die Gifte bilden können. Ihre Weitergabe erfolgt meist durch Tröpfcheninfektion, aber auch durch das Berühren verunreinigter Gegenstände, etwa Einkaufswagen oder Spielzeug. Ein Mensch kann im Laufe seines Lebens mehrfach an Scharlach erkranken.
Scharlach-Infektionen erkennen Sie an folgenden Beschwerden:

  • Fieber
  • Halsschmerzen
  • vergrößerte Halslymphknoten
  • eventuell Erbrechen
  • Ausschlag an Rumpf und Extremitäten
  • gerötetes Gesicht mit weißem Dreieck um Mund und Nase
  • glänzend rote Zunge
  • Hautschuppung am ganzen Körper in der zweiten bis vierten Krankheitswoche

Scharlach birgt für Erkrankte verschiedene Gefahren:

  • Schäden an Herz, Nieren, Gelenken
  • rheumatisches Fieber
  • rheumatische Entzündung des Herzens

Behandelt wird Scharlach durch den Einsatz von Antibiotikum, zudem sollten die Patientinnen und Patienten viel trinken. Eine Impfung gegen Scharlach gibt es nicht – vorbeugen kann man der Infektion allenfalls durch ein gesundes Immunsystem und gute Hygiene. Ohne den Einsatz von Antibiotika sind Patienten bis zu vier Wochen lang ansteckend.

Windpocken übertragen sich noch schneller als übliche Tröpfcheninfektionen, fast jeder Kontakt mit einer erkrankten Person führt zur Ansteckung. Daher der Name: Menschen empfanden den Infekt als etwas, das seine Opfer durch die Luft anfliegt.

Rote Flecken, die sich in Bläschen umwandeln und einen heftigen Juckreiz auslösen, sind das wesentliche Merkmal von Windpocken. Sie können fast überall im Bereich von Kopf und Rumpf auftreten, seltener auch an den Extremitäten. Das Risiko einer Windpocken-Infektion liegt in den möglichen Langzeitfolgen: Der Erreger bleibt im Körper und kann im fortgeschrittenen Lebensalter eine Gürtelrose hervorrufen. Auch für Schwangere sind Windpocken gefährlich, da sie Fehlbildungen und lebensbedrohliche Infektionen des Ungeborenen auslösen können.

Die Therapie einer Erkrankung durch Windpocken erfolgt im Normalfall vorrangig mit Salben mit Zinkoxid und Lidocain, um den Juckreiz zu lindern. Auch eine Impfung gegen die Windpocken ist möglich. Die STIKO empfiehlt sie für Babys, unter bestimmten Umständen auch für ungeimpfte Erwachsene.

Wie pflege ich ein krankes Kind?

Abhängig von der Art der Erkrankung sind verschiedene Therapien möglich, zu denen Sie sich in der Apotheke beraten lassen können. Bei ernsthaften Erkrankungen, insbesondere bei meldepflichtigen Infektionen, ist die Konsultation eines Arztes erforderlich.

Einige Maßnahmen sind aber fast immer hilfreich, um für ein krankes Kind eine Atmosphäre der Sicherheit und Geborgenheit zu schaffen, in der es bestmöglich wieder gesund werden kann.

Hausmittel zur Pflege kranker Kinder

Wärmflasche und Kräutertee aus Anis, Fenchel oder Kümmel helfen gegen Bauchschmerzen

lauwarme Wadenwickel mit feuchten Tüchern können Fieber senken

Lutschbonbons mit Pfefferminz und Salbei lindern akuten Halsschmerz, ebenso wie Tee aus Kamille und Salbei oder Halswickel. Diese können bei Halsschmerzen warm oder kalt sein

frische Luft und ein kühles Tuch auf der Stirn schaffen Erleichterung bei Kopfschmerzen

Was kann ein krankes Kind essen und trinken?

Zur Bewältigung eines Infektes braucht der Körper Kraft. Eine gute Versorgung mit wertvollen Nährstoffen ist daher wichtig. Kranke Kinder vertragen jedoch nicht alles und haben auch nicht immer Appetit.

  • Milde Suppen, Joghurt und Kompott sind eine leichte Kost.
  • Speiseeis kühlt bei Halsentzündungen – und sorgt zugleich für bessere Laune.
  • Salzige Brühe führt dem Körper wichtige Salze wieder zu, wenn er diese durch Erbrechen und Durchfall verloren hat.

Schlafen oder spielen?

Seelisches Wohlbefinden unterstützt den Gesundungsprozess. Wenn keine Ansteckungsgefahr besteht, braucht ein krankes Kind nicht vom Familienleben ausgeschlossen zu werden.

In akuten Krankheitsphasen möchten kranke Kinder meist viel schlafen. Geht es ihnen besser, setzt die Langeweile ein. Dagegen kann helfen, dem Kind ein Buch vorzulesen oder ihm zu erlauben, ein Hörbuch zu hören. Wenn die Fitness ein aufrechtes Sitzen schon wieder zulässt, sind auch Brettspiele Puzzle oder Malen und Zeichnen mit Bettruhe vereinbar.

Schlafen oder spielen

Wann sollte ein krankes Kind zum Arzt?

Leichte Erkältungssymptome oder ein Fieber, das nicht länger als zwei Tage anhält, können meist ohne einen Arztbesuch auskuriert werden.

Wenn folgende Auffälligkeiten bei einem Kind auftreten, sollten Sie unbedingt einen Arzt oder eine Ärztin konsultieren:

  • Atemnot
  • Bewusstseinsstörung und Teilnahmslosigkeit
  • Nackensteife
  • Krämpfe
  • ernsthafte Verletzungen
  • Ohrenschmerzen, die länger als zwei Tage dauern
  • eitrige Mandeln
  • plötzlich einsetzender, bellender Husten
  • Blut im Stuhl oder Urin
  • Fieber innerhalb der ersten drei Lebensmonate, danach: Fieber, das länger als drei Tage oder trotz fiebersenkender Maßnahmen anhält

Wenn Sie unsicher sind, was die Schwere der Beschwerden angeht, können Sie in einer Apotheke unkompliziert um Rat fragen, um eine erste Einschätzung zu bekommen.

Quellen:
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2007/daz-21-2007/die-klassischen-kinderkrankheiten
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2023/03/15/weniger-kinderkrankheiten-waehrend-der-pandemie-nachholeffekte-zu-befuerchten
https://www.infektionsschutz.de/infektionskrankheiten/krankheitsbilder/kinderkrankheiten/
https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/Impfen/Diphtherie/FAQ-Liste_Diphtherie_Impfung.html
https://www.tk.de/techniker/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/infektionen/was-ist-diphtherie-2022234?tkcm=aaus
https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2021/11/15/hand-fuss-mund-krankheit
https://www.impfen.de/impfungen/keuchhusten/?cc=de_psea_ggle_np-de-ptu-advt-230002_87248,de_psea_ggle_np-de-ptu-advt-230002_87248&gclid=EAIaIQobChMI8onr6ILpgAMVo5NoCR0xPwjrEAAYASAAEgIcGPD_BwE&gclsrc=aw.ds#impfung
https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/scharlach/#c1144
https://www.infektionsschutz.de/erregersteckbriefe/windpocken-guertelrose/
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/alltagstipps/im-krankheitsfall/hausmittel-fuer-kinder/
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/alltagstipps/im-krankheitsfall/hausmittel-fuer-kinder/
https://www.kindergesundheit-info.de/themen/krankes-kind/alltagstipps/im-krankheitsfall/haeusliche-pflege/