Was ist ein vorzeitiger Samenerguss?

Wenn der Mann beim Sex „zu früh“ kommt, kann das nicht nur für ihn, sondern auch für seine Partnerin oder seinen Partner zu einer echten Belastung werden. Von einem vorzeitigen Samenerguss (lat. für Ejaculatio praecox) ist die Rede, wenn bei sexueller Stimulation der Ejakulationsdrang und damit der Orgasmus nicht willentlich über eine gewisse Zeitspanne hinausausgezögert werden kann.

Im Durchschnitt dauert es beim Geschlechtsverkehr circa 8 Minuten, bis der Mann zum Höhepunkt kommt. Bei einem vorzeitigen Samenerguss tritt dieser entsprechend früher ein, in vielen Fällen bereits nach 1 bis 2 Minuten. Bei jungen und sexuell unerfahrenen Männern sowie bei länger andauernder Enthaltsamkeit kann das übrigens häufiger vorkommen, als bei sexuell erfahrenen und aktiven Männern. Etwa 20 Prozent aller Männer unter 60 sind von einer vorzeitigen Ejakulation betroffen, womit diese zur häufigsten sexuellen Funktionsstörung gehört.

Da es von einer Vielzahl an unterschiedlichen Faktoren abhängig ist, wann ein Mann zum Orgasmus kommt, wird erst dann die medizinische Diagnose „vorzeitiger Samenerguss“ gestellt, wenn dieser chronisch ist. Zudem muss der Leidensdruck für den Betroffenen besonders hoch sein und es konnten bereits andere Erkrankungen als Ursache ausgeschlossen werden. Bei einem diagnostizierten chronischen vorzeitigen Samenerguss tritt dieser fast immer sehr früh auf – entweder vor oder kurz nach Einführen des Penis, wobei der Mann selbst keinerlei Einfluss darauf hat.

Was sind die Ursachen eines vorzeitigen Samenergusses?

Bisher fehlen noch ausreichende Studien zu den Gründen, warum es zu einem vorzeitigen Samenerguss kommt. Experten und Expertinnen gehen von einem überempfindlichen Penis oder einer genetischen Veranlagung aus. Allerdings können dem Problem auch Krankheiten der Prostata und Harnröhre zugrunde liegen, so wie auch generelle Erektionsstörungen, Diabetes oder eine Stoffwechselüberfunktion.

Aber auch die Psyche kann eine Rolle spielen, wie etwa anhaltender Druck, Stress, Kummer oder auch zwischenmenschliche Beziehungsprobleme. Tritt die Ejakulationsstörung in fortgeschrittenerem Alter vermehrt auf, kann eine schlechtere Durchblutung des Geschlechtsorgans einen vorzeitigen Samenerguss hervorrufen, da eine Kontrolle über den Höhepunkt dann nur schwer möglich ist.

Welche Medikamente können helfen?

Zur Behandlung eines vorzeitigen Samenergusses eignen sich bestimmte Medikamente, die sogenannten Serotonin-Wideraufnahmehemmer (SSRI). Es gibt sie hauptsächlich in Tabletten-Form. Allerdings ist in Europa und damit in Deutschland bisher nur Dapoxetin aus dieser Gruppe zugelassen. Der Wirkstoff ist z. B. in dem rezeptpflichtigen Arzneimittel Priligy enthalten. Es soll die Zeit bis zur Ejakulation verlängern, jedoch handelt es sich dabei lediglich um ein paar wenige Minuten. Die Wirkung richtet sich hier nach der Höhe der eingenommenen Dosis. Lassen Sie sich zu der genauen Dosierung von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin beraten, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Dieses Medikament kann jedoch einige Nebenwirkungen verursachen, wie etwa Schwindelanfälle, Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen. Wer an Herz-Kreislauf-Erkrankungen leidet, sollte auf Dapoxetin daher lieber verzichten.

Vorzeitiger Samenerguss: Weitere Behandlungsmöglichkeiten

Es gibt auch Salben, Cremes oder Verzögerungssprays, die auf die Eichel aufgetragen werden und das schnelle Erreichen des Höhepunkts so verhindern können. Das liegt vor allem daran, dass diese Mittel betäubend wirken und die Gefühle in der Penisspitze hemmen. Bei den enthaltenen Wirkstoffen handelt es sich dann meistens und Benzocain oder Lidocain. EMLA-Creme oder Fortacin können z. B. dafür sorgen, dass der Mann länger durchhält.

Möglicherweise kann auch eine Sexualtherapie helfen, bei der den Ursachen für den vorzeitigen Samenerguss auf den Grund gegangen wird. Sexuelle Versagensängste, also die Furcht davor, die Partnerin oder den Partner nicht richtig befriedigen zu können, können sexuelle Funktionsstörungen begünstigen. Besonders wenn die vorzeitige Ejakulation erst mit zunehmendem Alter und plötzlich auftritt, kann ein psychischer Auslöser infrage kommen. Bei einer Sexualtherapie können auch Techniken zum Herauszögern des Höhepunkts vermittelt werden, gleichzeitig soll sie helfen, negative Gedanken in Bezug auf Intimität abzubauen, Ängste aufzulösen und das Selbstbewusstsein des Betroffenen zu stärken. Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Therapie ist, dass der Teilnehmer sich aktiv einbringt.

Magnesium eignet sich zur Behandlung eines vorzeitigen Samenergusses weniger. Zwar haben Studien ergeben, dass Männer mit normalem Ejakulationsverhalten mehr von dem Mineralstoff im Körper hatten, jedoch lässt sich daraus nicht automatisch schlussfolgern, dass zwischen der Höhe des Magnesiumspiegels und dem Zeitpunkt des Samenergusses ein Zusammenhang besteht.

Welche Folgen hat ein vorzeitiger Samenerguss?

Ein chronischer vorzeitiger Samenerguss kann zu viel Frust auf Seiten des Betroffenen sowie auf der seiner Partnerin bzw. seines Partners führen. Dabei ist nicht nur der Geschlechtsverkehr an sich beeinträchtigt, auch die Intimität kann darunter leiden.

Falsch verstandene Rücksichtnahme in Form von Nichtansprechen des Problems, um die Gefühle des Betroffenen nicht verletzen zu wollen, kann hinderlich sein.

Besser: Beide Beteiligten sollten offen und ehrlich über die Probleme sprechen und zusammen daran arbeiten, eine Lösung zu finden.

Eine dauerhafte sexuelle Funktionsstörung kann unter Umständen auch dazu führen, dass der Betroffene Angst entwickelt, intime Beziehungen einzugehen. Daher ist es wichtig, eine Lösung für das Problem zu finden.