Schwindel – ein häufiges Phänomen

In jungen Jahren kennt man Schwindelanfälle eher als Nebenwirkung vom Jahrmarktattraktionen. Nur etwa zwei Prozent der jungen Erwachsenen nehmen medizinischen Rat in Anspruch, weil sie sich in anderer Konstellation schwindelig fühlen. Mit dem Alter ändert sich das: Mehr als 30 Prozent der Menschen über 65 Jahren berichten ihrem Hausarzt von Schwindelsituationen. In der Gruppe derer, die über 75 Jahre alt sind, gibt es noch mehr Betroffene.

„Mir ist schwindelig“ – dieses Gefühl kennt jedes Kind, das sich zu lange im Kreis gedreht hat. Aber was bedeutet das medizinisch? Neurologen sprechen davon, dass „Scheinbewegungen“ wahrgenommen werden. Man glaubt also, dass sich das Umfeld drehe oder dass es schwanke. Während beispielsweise bei der Seefahrt sich der Untergrund tatsächlich bewegt, ist dieses Empfinden aber in den meisten Fälle nicht real. Die Ursachen für Schwindel sind vielfältig.

Schwindelanfälle können mit Schwitzen, Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Ein typisches Merkmal ist der Verlust des Gleichgewichts, verbunden mit Stürzen. Das Gefühl, mit dem eigenen Körper eine sichere Orientierung im Raum zu haben, kann bei Schwindel verloren gehen. Gesundheitlich bedingter Schwindel kann vereinzelt, wiederkehrend oder auch dauerhaft auftreten. Schwindel selbst ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom. Als solches kann er ein Hinweis auf Krankheiten oder Fehlfunktionen sein. Tritt er gehäuft auf, sollte man daher die Ursachen abklären lassen.

Schwindel: kurzzeitig, wiederkehrend oder dauerhaft?

Verschiedene Konstellationen können einen akuten Schwindel auslösen. In anderen Situationen kehrt das Schwindelgefühl häufig wieder oder dauert sogar an.

Manchmal dauert das Gefühl, dass die Erde plötzlich schwankt, nur wenige Sekunden an. Das ist dann ein „kurzzeitiger Schwindel“.

Tritt Schwindel wieder und wieder auf, dann gilt er als „wiederkehrend“. Eine feste Frequenz gibt es nicht – die Beschwerden können sich alle paar Tage oder auch alle paar Wochen zeigen.

Oft vergeht das Schwindelgefühl von allein. Hält es aber tagelang oder gar wochenlang an, dann sprechen Mediziner von einem „chronischen Schwindel“ oder „Dauerschwindel“.
Je häufiger Schwindel auftritt und je länger er anhält, umso mehr sollte er ernstgenommen werden. Das gilt umso mehr, wenn keinerlei offensichtliche, äußere Faktoren bekannt sind, die die Beschwerden ausgelöst haben könnten.

Warum entsteht überhaupt Schwindel?

Die Auslöser einer Schwindelattacke sind so vielfältig, dass hier nur einige aufgeführt werden können. Sowohl schwere Erkrankungen als auch harmlose Ursachen können der Fall sein. Das gilt für kurze Schwindelphasen ebenso wie für länger anhaltende Symptome.

Mögliche Ursachen für Schwindel

  • neurologische Störungen, etwa Parkinson und Multiple Sklerose
  • Ohren-Erkrankungen, darunter insbesondere die Menière-Krankheit, die vermutlich durch zu viel Flüssigkeit im Innenohr ausgelöst wird, durch den ein Überdruck entsteht. Auch ein entzündeter Gleichgewichtsnerv ist hier zu verorten.
  • Herz-Kreislauf-Leiden, etwa ein grundsätzlich niedriger Blutdruck. Auch Schwindel durch eine schnelle Haltungsänderung fällt in diesen Bereich, etwa abruptes Aufstehen aus dem Bett: Dabei sackt das Blut in die Beine und fehlt kurzzeitig im Gehirn.
  • psychische Ursachen wie Angstzustände und Depressionen
  • Migräne sorgt bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen für Schwindel.
  • Schwangerschaft: In der ersten Zeit sinkt oft der Blutdruck einer werdenden Mutter, das Blutvolumen verändert sich und es sind noch nicht ausreichend rote Blutkörperchen gebildet.

  • Medikamente: Schwindel eine Nebenwirkung sein. Wenn beispielsweise nach einem Medikamentenwechsel Schwindel auftritt, besprechen Sie das am besten gleich mit dem Team in Ihrer Apotheke.
  • Überzuckerung: Wenn Insulin fehlt oder nicht ausreichend wirkt, besteht das Risiko von Überzuckerung, die in der Folge Schwindel auslösen kann.
  • Unterzucker: Auch, wenn der Blutzuckerspiegel zu niedrig ist, reagiert der Körper bisweilen mit dem Gefühl von Schwindel.
  • Nährstoffmangel: Im Gehirn werden die unterschiedlichen Sinneswahrnehmungen zusammengeführt. Wenn Nährstoffe fehlen, kann dieses Zusammenspiel gestört sein.
  • Giftstoffe können das Zusammenspiel der Sinneswahrnehmungen beeinträchtigen. Ein Übermaß an Alkohol fällt in diesen Bereich, aber auch das Einatmen chemischer Dämpfe kann zu Schwindel führen.

Schwindel – welche Symptome gehören dazu?

„Plötzlich dreht sich alles“ – dieses Empfinden ist wohl das bekannteste Schwindelsymptom, aber bei weitem nicht das einzige. Tatsächlich zählt die Medizin zum Spektrum „Schwindel“ eine ganze Reihe von Phänomenen:

  • Das Umfeld scheint sich zu drehen oder zu schwanken.
  • Gleichgewichtsstörungen gehen häufig mit Schwindel einher.
  • Betroffene sehen plötzlich Sterne.
  • Benommenheit, Übelkeit, Erbrechen stellen sich ein.
  • Sehstörungen, Schweißausbrüche und Ohrgeräusche sind ebenfalls im Kontext von Schwindel zu verorten.

Schwindel – welche Symptome gehören dazu?
Welche Diagnose ist bei Schwindel möglich?

Welche Diagnose ist bei Schwindel möglich?

Wenn Sie bei sich selbst auffällig oft Schwindelsymptome beobachten, ist eine gute erste Maßnahme: Dokumentieren Sie diese! Schreiben Sie in einem „Schwindeltagebuch“ auf, in welchen Situationen welche Beschwerden eintreten und wie lange sie andauern. Das liefert Ihrer Hausarztpraxis eine nützliche Grundlage. Der nächste Schritt sollte eine medizinische Untersuchung sein. Dazu gehört die Messung von Puls und Blutdruck, ein Blick auf Bewegungsabläufe, Augen, Ohren und die Halswirbelsäule.

Es ist durchaus sinnvoll, das erste Gespräch in der Hausarztpraxis zu führen. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann einschätzen, ob auch fachmedizinische Untersuchungen notwendig sind – etwa neurologischer Natur, oder in einer HNO- oder augenmedizinischen Praxis. Gelegentlich kommen auch bildgebende Verfahren wie die Kernspintomographie zum Einsatz. Durch entsprechende Diagnostik lassen sich Krankheiten ausschließen und mögliche Gründe für das Auftreten von Schwindel eingrenzen.

Selbsthilfe: Wie kann ich Schwindel vermeiden?

Stress, Schlafmangel, Unterzuckerung und eine schlechte Versorgung mit Sauerstoff begünstigen das Auftreten von Schwindelanfällen. Deswegen ist, wenn Sie auffällig oft Schwindel erleben, eine einfache Maßnahme: Achten Sie stärker als bislang auf einen gesunden Lebenswandel! Selbst, wenn Sie bereits viele Hinweise berücksichtigen, gibt es vielleicht doch noch die eine oder andere Stellschraube, an der Sie drehen können, um Ihre Gesundheit zu stabilisieren.

Vermeiden Sie Auslöser von Schwindelattacken – etwa schnelles Drehen, hektisches Aufstehen oder ein Start in den Tag, ohne etwas getrunken zu haben.

Schlafen Sie ausreichend! Das Schlafbedürfnis ist verschieden; empfohlen werden etwa acht Stunden.

Platzieren Sie ein Glas Wasser oder eine Tasse Tee auf Ihrem Nachttisch. Setzen Sie sich nach dem Aufwachen zuerst auf und trinken Sie einige Schlucke, bevor Sie aufstehen.

Trinken Sie über den Tag verteilt mindestens 1,5 Liter Wasser oder ungesüßten Tee.

Essen Sie regelmäßig – insbesondere Vollwertprodukte. Damit lässt sich eine Unterzuckerung am besten vermeiden.

Gönnen Sie sich gezielt Ruhephasen – erst recht in stressigen Zeiten. Yoga, Meditationen, Spaziergänge im Grünen oder autogenes Training können dabei helfen, zur Ruhe zu kommen.

Sport stärkt die allgemeine Fitness, das Wohlbefinden und kurbelt die Durchblutung an. Dadurch fließt das Blut schneller und es sinkt das Risiko einer Unterversorgung, die Schwindel hervorrufen könnte.

Wenn Sie merken, dass Schwindel auftritt: Setzen Sie sich hin, trinken Sie etwas Wasser oder Tee und warten Sie, bis es Ihnen besser geht! Durch das sofortige Hinsetzen minimieren Sie das Risiko eines Sturzes und mögliche damit verbundene Verletzungen.