Prostatitis: Wenn sich die Prostata entzündet

Eine Entzündung der Prostata (Prostatitis) ist oft vor allem eines – ziemlich schmerzhaft. Was Sie tun können.

Die Prostata, die Vorsteherdrüse des Mannes, kann sich entzünden. Bis zu 15 Prozent aller Männer erkranken mindestens einmal im Leben an einer Prostataentzündung. Mediziner sprechen auch von Prostatitis. Nicht selten sind (Darm-)Bakterien für die schmerzhafte Entzündung verantwortlich. Manchmal lässt sich keine konkrete Ursache finden. Das Erkrankungsrisiko steigt bei Männern über 40 Jahren deutlich an.

Was ist eine Prostatitis?

Fachleute unterteilen die Entzündung der Prostata medizinisch in verschiedene Formen:
Sind Bakterien die Ursache der Prostataentzündung, spricht man von einer bakteriellen Prostatitis:

  • Hier unterscheiden Ärzte zwischen einer akuten bakteriellen Prostatitis, wenn die Beschwerden plötzlich auftreten, und
  • einer chronischen bakteriellen Prostatitis, wenn die Erkrankung länger als drei Monate anhält.

Sind in Urin- und Prostatamassagekulturen keine Bakterien nachweisbar, spricht man von einer abakteriellen Prostatitis. Ärzte unterscheiden diese Varianten:

  • Besonders häufig tritt das chronische Beckenschmerzsyndrom (kurz CBSS, auch Prostatitissyndrom) auf.
  • Fehlen Entzündungszeichen, handelt es sich um ein nichtentzündliches chronisches Beckenschmerzsyndrom.
  • Bei einem Teil der Betroffenen finden sich Entzündungsmarker. Medizinisch spricht man dann von einem entzündlichen Beckenschmerzsyndrom.
  • Eine weitere Form der abakteriellen Prostatitis ist die asymptomatische entzündliche Prostatitis. Hier ist eine Entzündung nachweisbar, aber es treten keine Beschwerden auf. Die asymptomatische Prostatitis wird meist als Zufallsbefund im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung entdeckt und es bedarf keiner weiteren Behandlung.

Hintergrund: Was ist die Prostata?

Die Prostata (auch Vorsteherdrüse genannt) zählt zu den inneren männlichen Geschlechtsorganen. Die Prostata ist eine etwa kastaniengroße Drüse, die unterhalb der Harnblase liegt und einen Teil der Harnröhre umschließt. Die Prostata spielt eine Rolle bei der Spermabildung, der Ejakulation und dem Hormonstoffwechsel.

Was sind die Ursachen und Risikofaktoren für eine Prostatitis?

Die Ursachen sind je nach Art der Prostatitis unterschiedlich:
Bakterielle Prostatitis

Die bakterielle Prostatitis wird – wie der Name schon sagt – durch Bakterien verursacht. Die häufigsten Auslöser sind Darmbakterien wie Escherichia coli. Aber auch Klebsiellen oder Enterokokken können eine bakterielle Infektion auslösen. Manchmal spielen auch Erreger von Geschlechtskrankheiten wie Chlamydien oder Gonokokken (Tripper, Gonorrhoe) eine Rolle. Die Bakterien dringen von außen durch die Harnröhre ein. Meist infizieren sie zunächst die Harnblase und steigen dann im Rahmen einer Harnwegsinfektion zur Prostata auf.

Risikofaktoren für eine bakterielle Prostataentzündung sind daher vor allem häufige Harnwegsinfekte und ungeschützter Analverkehr, da dabei Darmbakterien in den Penis gelangen können. Auch Operationen im Urogenitalbereich erhöhen das Risiko für eine Prostatitis. Weitere Risikofaktoren sind:

  • Blasenkatheter
  • Diabetes (Zuckerkrankheit)
  • Immunschwäche
Abakterielle Prostatitis

Die Ursachen der abakteriellen Prostatitis sind weitgehend unklar. Es gibt einige Vermutungen über mögliche Auslöser. So scheint das chronische Beckenschmerzsyndrom häufig mit muskulären Verspannungen im Beckenbereich einherzugehen. Auch Verletzungen des Beckens können eine Rolle spielen. Autoimmunreaktionen und neurologische Störungen werden ebenfalls von Fachleuten als Auslöser nicht ausgeschlossen.

Bei Prostatabeschwerden

Typische Symptome bei einer akuten bakteriellen Prostatitis sind:

häufiger Harndrang, obwohl nur wenig Urin ausgeschieden wird

Brennen beim Wasserlassen

abgeschwächter Harnstrahl, da die Prostata durch die Entzündung geschwollen und die Harnröhre eingeengt ist, eventuell bis zum akuten Harnverhalt (Ischurie)

Schmerzen beim Stuhlgang

Schmerzen im Unterbauch, manchmal auch im unteren Rücken

Übelkeit und Erbrechen

Fieber und Schüttelfrost

Schmerzen während und nach der Ejakulation

Ähnliche, aber deutlich schwächere Symptome treten bei der chronischen bakteriellen Prostatitis auf. Weitere Symptome der chronischen bakteriellen Prostatitis sind eine mögliche Verfärbung des Spermas oder eine erektile Dysfunktion (Versteifung des Gliedes).

Chronisches Beckenschmerzsyndrom (CBSS)

Typische Symptome des Prostataschmerzsyndroms sind anhaltende oder wiederkehrende Schmerzen im Bereich des Beckens, im perinealen Bereich (zwischen Hodensack und After) und/oder der Genitalien mit unklarer Ursache. Die Beschwerden ähneln denen einer chronischen bakteriellen Prostatitis ohne Nachweis von Bakterien. Die Beschwerden können von allgemeinen Krankheitszeichen wie Erschöpfung begleitet sein.

Wie wird eine Prostataentzündung diagnostiziert?

Eine Prostataentzündung kann mit verschiedenen Methoden diagnostiziert werden. Hier finden Sie die üblichen Schritte und Untersuchungen, die eine Urologin oder ein Urologe durchführt, um eine Prostatitis zu diagnostizieren:

Die Ärztin oder der Arzt stellt detaillierte Fragen zum Krankheitsverlauf, zu den Symptomen, zur Dauer der Beschwerden und zu möglichen Risikofaktoren.

Bei der rektalen Untersuchung tastet der Arzt die Prostata über den Enddarm ab. Dabei prüft er, ob die Prostata geschwollen und schmerzempfindlich ist.

Bei Verdacht auf eine akute bakterielle Prostatitis wird Blut abgenommen und eine Blutkultur angelegt. So kann festgestellt werden, ob eine Infektion vorliegt. Außerdem kann der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) bestimmt werden, der bei Prostatitis erhöht sein kann.

Eine Urinuntersuchung gibt weitere Hinweise auf mögliche Erreger und auf die Anzahl der weißen Blutkörperchen, die bei einer Entzündung erhöht ist. Mit einer Urinprobe kann eine akute bakterielle Prostatitis, nicht aber eine chronische bakterielle Infektion nachgewiesen werden. Hier ist die sogenannte 4-Gläser-Probe von zentraler Bedeutung. Sie zeigt, in welchen Abschnitten der Harnwege sich welche Erreger befinden. Findet man keine Bakterien, aber eine erhöhte Anzahl weißer Blutkörperchen, kann es sich um eine abakterielle Prostataentzündung wie das chronische Beckenbodenschmerzsyndrom handeln.

In einigen Fällen kann eine transrektale Ultraschalluntersuchung (TRUS) durchgeführt werden, bei der eine kleine Ultraschallsonde in den Enddarm eingeführt wird, um Bilder von der Prostata zu erhalten.

Manchmal wird nach einer Prostatamassage eine Probe des Prostatasekrets entnommen und mikroskopisch auf Anzeichen einer Infektion oder Entzündung untersucht.

Diese Untersuchungen messen die Funktionstüchtigkeit der Blase und der Blasenmuskulatur und können bei Patienten mit Beschwerden beim Wasserlassen durchgeführt werden.

Dabei wird ein dünnes, flexibles Instrument mit einer kleinen Kamera in die Harnröhre eingeführt, um den unteren Harntrakt zu betrachten. Diese Untersuchung wird in der Regel nur durchgeführt, wenn der Verdacht auf eine andere Erkrankung besteht oder wenn Betroffene nicht auf die Behandlung ansprechen.

Die genaue Auswahl der diagnostischen Verfahren hängt von den Beschwerden des Patienten, dem klinischen Befund und der Vermutung des Arztes auf eine bestimmte Art der Prostatitis ab.

Therapie Prostatitis: Wie wird eine Prostataentzündung behandelt?

Die Behandlung einer Prostatitis hängt von der Ursache und der Art der Erkrankung ab. Hier finden Sie die gängigen Behandlungsansätze für die verschiedenen Varianten der Prostatitis:

Antibiotika: Bei einer bakteriellen Infektion verschreibt Ihnen Ihr Arzt / Ihre Ärztin in der Regel Antibiotika. Je nach Schwere der Infektion kann die Behandlung einige Tagen bis mehrere Wochen dauern.
Entzündungshemmende Schmerzmittel: Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Acetylsalicylsäure (ASS) und Diclofenac lindern die Schmerzen.

Langfristige Antibiotikatherapie: Bei einer chronischen bakteriellen Prostatitis kann es sinnvoll sein, Antibiotika über mehrere Wochen bis Monate einzunehmen.
Alpha-Rezeptorblocker: Alpha-Blocker entspannen die Blase und die Blasenmuskulatur. Sie lindern die Beschwerden beim Wasserlassen.

Alpha-Blocker: Alpha-Blocker können helfen, die Beschwerden zu lindern.
Entzündungshemmende Schmerzmittel: NSAR können helfen, die Schmerzen zu lindern.
Muskelrelaxantien: Diese Medikamente können bei Muskelverspannungen im Beckenbereich helfen.
Akupunktur, Krankengymnastik und Beckenbodengymnastik: Diese Therapien können helfen, Beckenbodenschmerzen zu lindern.
Wärme: Auch ein schönes warmes Bad kann die Symptome mildern.
Bewegung: Körperliche Aktivität soll sich ebenfalls positiv auf die Beschwerden auswirken.

Diese Form der Prostatitis verursacht keine Beschwerden und wird oft zufällig diagnostiziert. Sie erfordert normalerweise keine spezielle Behandlung, es sei denn, es treten Komplikationen auf.

Welche Hilfe bekomme ich bei einer Prostataentzündung in der Apotheke?

Ein Besuch in der Apotheke ersetzt nicht den Arztbesuch. Die Apothekerin oder der Apotheker bietet Ihnen aber nach der Diagnose vielfältige Unterstützung an:

  • Informationen zu Arzneimitteln: Informieren Sie sich in der Apotheke über Medikamente, die zur Behandlung einer Prostatitis eingesetzt werden.
  • Informationen über Nebenwirkungen: In der Apotheke können Sie sich über mögliche Nebenwirkungen informieren. Dort erhalten Sie auch Tipps, wie Sie am besten damit umgehen.
  • Informationen über Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten: Wenn Sie mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen, informiert Sie die Apotheke über mögliche Wechselwirkungen und gibt Ihnen Tipps für eine sichere Anwendung.
  • Beratung zu alternativen Behandlungsmethoden: Sie ziehen alternative oder komplementäre Behandlungsmethoden in Betracht? Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach der Wirksamkeit und Sicherheit komplementärer Produkte.

Wie kann ich einer Prostatitis vorbeugen?

Um einer Prostataentzündung vorzubeugen, sind mehrere Maßnahmen ratsam:

  • Benutzen Sie Kondome, um mögliche Infektionen zu vermeiden.
  • Trinken Sie ausreichend Wasser: Regelmäßiges Wasserlassen spült die Harnröhre durch.
  • Vermeiden Sie Unterkühlungen des Unterleibs und der Füße.
  • Nehmen Sie Blasenentzündungen ernst und lassen Sie Beschwerden rasch in der ärztlichen Praxis abklären und gegebenenfalls behandeln. Eine rechtzeitige Behandlung kann verhindern, dass Keime aufsteigen und die Prostata entzünden.
  • Weitere Warnsignale sind Unterleibsschmerzen sowie Erektions- und Ejakulationsstörungen. Auch hier gilt: Früherkennung ist die beste Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie.
Wie ist der Verlauf und die Prognose einer Prostataentzündung?

Wie ist der Verlauf und die Prognose einer Prostataentzündung?

Bei einer akuten Prostataentzündung sind die Heilungschancen sehr gut. Mit den richtigen Medikamenten klingen die Beschwerden meist schon am zweiten Tag ab. Anders sieht es bei einer chronischen bakteriellen Prostatitis aus: Hier kann es ein halbes Jahr und länger dauern, bis die Behandlung abgeschlossen ist. Bei manchen Betroffenen kommt es immer wieder zu Schüben. Deshalb ist es wichtig, Unterleibs- und Harnwegsinfekte immer rasch ärztlich abklären zu lassen. Eine rechtzeitige Behandlung verhindert einen chronischen Verlauf. Auch abakterielle Prostataentzündungen wie das Beckenbodenschmerzsyndrom können oft eine langwierige Behandlung erfordern.

Quellen:
Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (Stand 2022). Wie funktioniert die Prostata? Online-Quelle. URL: https://www.gesundheitsinformation.de/wie-funktioniert-die-prostata.html, zuletzt abgerufen am 05.10.2023
Männergesundheitsportal (2021). Urologische Erkrankungen. Online-Quelle. URL: https://www.maennergesundheitsportal.de/themen/urologische-erkrankungen/nieren-harnwege-und-probleme-beim-wasserlassen/, zuletzt abgerufen am 05.10.2023
Prostata Hilfe Deutschland (2023). Prostataentzündung (Prostatitis) - Symptome und Behandlungen. Online-Quelle. URL: https://www.prostata-hilfe-deutschland.de/prostata-news/prostataentzuendung-prostatitis, zuletzt abgerufen am 05.10.2023
Deximed (2020). Chronische Prostatitis. Online-Quelle. URL: https://deximed.de/home/klinische-themen/maennergesundheit/patienteninformationen/prostata/prostatitis-chronische, zuletzt abgerufen am 05.10.2023
Deximed (2023). Akute Prostatitis. Online-Quelle. URL: https://deximed.de/home/klinische-themen/maennergesundheit/patienteninformationen/prostata/prostatitis-akute, zuletzt abgerufen am 05.10.2023